Knallige Farbfelder

Seit Sonntag lässt sich in der Konditorei Lueg die farbstarke Landschaftsmalerei von Barbara Grimm bestaunen. Die Künstlerin hat Felder zwischen Förderturm, Kraftwerk und Lüneburger Heide expressionistisch festgehalten.

VON LENA STEEG

DINSLAKEN „3, 2, 1 ... meins!“ Nicht mal 90 Sekunden nach der offiziellen Ausstellungseröffnung klebt ein roter Punkt an Bild Nummer 1 von Barbara Grimm. Bild Nummer 1 heißt „Halde“ und zeigt das Gelände rund um den Lohberger Förderturm. Es ist eines von insgesamt 14 Werken, die Barbara Grimm seit Sonntagvormittag und noch bis Januar in der Galerie der Konditorei Lueg ausstellt.

Den Themenschwerpunkt „Farbfelder“ hat sie anhand neuerer Arbeiten entwickelt und für die Ausstellung noch einige ältere, thematisch passende Bilder hinzugefügt. Entstanden ist auf diese Weise ein farbintensiver Mix aus Landschaften. „Felder“ hat Grimm dabei beim Wort genommen und sich ihnen mit eigenwilligen Pinsel- und Strichführungen genähert. Ausgangspunkt, gedanklich wie praktisch, war dabei das in Ines Höhne-Borgardts Einführung so betitelte „Gut“ in Bruckhausen, in dem die Malerin nicht nur mit ihrem Ehemann und Künstlerkollegen Alfred Grimm zusammen wohnt, sondern auch arbeitet.

Ideen sofort umsetzen

„Ein idyllisches Fleckchen Erde zwischen Sonnenblumen, einem Teich, weiten Wiesen“, umschrieb Höhne-Borgardts das Grimm’sche Heim, und man selber konnte sich beim Blick auf die Bilder der Künstlerin in genau diese Umgebung wiederfinden. Die sinnliche Erfahrung der eigenen Umwelt fließt bei Grimm in direkter Form in die Arbeiten ein. Bildkonzepte entstehen bei der Künstlerin immer nur im Kopf, an die Leinwand tritt sie in einem späteren, spontanen Schritt ohne große Vorskizzen heran und bringt das Empfundene zum Ausdruck. Die nötigen Materialien müssen deswegen stets bereit liegen, ein schnelles Umsetzen der Vorstellungen ist Bedingung. Quittiert wird diese Unmittelbarkeit mit einer spürbaren Leichtigkeit der Werke, einem ungezwungenen, mehr schwebenden als starren Blick auf die Umwelt.

Kräftige Farben – blitzendes Gelb, knalliges Pink – schießen dem Betrachter entgegen. Das Angenehme an Barbara Grimms Werken ist, dass sie sich nicht mit falscher Bescheidenheit zurücknehmen, sondern selbstbewusst in den Raum treten. Die starken Kontraste und die expressionistische Form lassen dabei trotzdem stets Platz für eigene Gedanken und Interpretationen. Das Zusammenspiel von Linien und Flächen geben den in Mischtechnik angefertigten Bildern – zum Einsatz kamen unter anderem Graphit und farbige Kreide – ein Gefühl von Weite, die die Maße der zumeist 39 × 29 und 40 × 60 Zentimeter großen Bilder zu überwinden scheint.

Dies war erst der erste Streich

Für die ehemalige Kunstlehrerin der Ernst-Barlach-Gesamtschule und des Gustav-Heinemann-Schulzentrums beginnt nun, kurz nach ihrer Pensionierung, ein neuer Lebensabschnitt, der es Barbara Grimm erlaubt, sich zunehmend auf ihre eigene Kunst konzentrieren zu können.

Für das kommende Jahr ist deshalb unter anderem eine größere Ausstellung im Museum Voswinckelshof geplant.

Überfüllung

Lehre Von 1966 bis 1970 studierte Barbara Grimm an der Kunstakademie in Düsseldorf und wurde unter anderem von Joseph Beuyes unterrichtet.

Voll Zu ihrer Ausstellung am Sonntag kamen so viele Kunstinteressierte, dass der Ausstellungsraum im hinteren Ladenlokal von Lueg beinahe wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Die Besucher wichen auch in den vorderen Café-Bereich aus, in dem sich die Bilder der Künstlerin sicherlich auch gut gemacht hätten.

Barbara Grimm mit ihrem Bild „Halde“, das sofort einen Käufer fand. RP-Foto: Martin Büttner